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Instant-Messaging-Dienste

Nostalgie

Der Pionier

ICQ (Homophon für englisch I seek you "Ich suche dich") gilt als der erste Internet-weite Instant-Messaging-Dienst im heutigen Sinne, er breitete sich rasch aus, weil es damals keine vergleichbare, nur einen Internetzugang voraussetzende Software auf dem Markt gab und das Programm kostenlos erhältlich war. Die erste ICQ-Software wurde im November 1996 vom israelischen Startup-Unternehmen Mirabilis veröffentlicht. Es wurde von den vier israelischen Studenten Yair Goldfinger, Arik Vardi, Sefi Vigiser und Amnon Amir entwickelt. ICQ gehörte ab Juni 1998 dem US-amerikanischen Unternehmen AOL (gekauft für 407 Millionen US-Dollar) und im April 2010 wurde es an die russische Mail.Ru Group (für 187,5 Millionen US-Dollar an das russische Investmentunternehmen Digital Sky Technologies) verkauft wurde. Das verwendete proprietäre, aber von AOL offengelegte Netzwerkprotokoll heißt OSCAR. Nachdem Mirabilis von AOL aufgekauft worden war, wurde das ICQ-Protokoll stark an das Protokoll des AOL Instant Messengers angepasst. So werden die ICQ-Nummern intern mittlerweile als Screennamen gespeichert. Durch diese Maßnahme ist es möglich, mit beiden Messengern jeweils auch Nutzer des anderen Messengers zu kontaktieren. ICQ stand in der Kritik eine Adware zu sein, weil es unter anderem ohne Einwilligung der Benutzer deren Browser-Startseite und -Suchmaschine änderte. Zu Beginn des Jahrtausends hatte ICQ eine Nutzerschaft von weit mehr als 100 Millionen und war damit Marktführer im Bereich Instant-Messaging. Am 19. Dezember 2005 gab AOL Time Warner bekannt, dass ICQ ein Patent für Instant Messaging zugesprochen bekommen hat. 2010 hatte ICQ nur noch 42 Millionen Nutzer. 2013 zählte ICQ nur noch 11 Millionen Nutzer. Ab Version 10, welche im März 2016 erschien, werden der Chat-Verlauf synchronisiert, Gruppen- sowie Videochats möglich und der Versand von Dateien ist bis zu einer Größe von 4 GB möglich. Seit dem Relaunch am 07. April 2020 wird der Dienst unter dem Namen ICQ New geführt. Die Nichteinsehbarkeit des Quelltextes von ICQ wird als problematisch und als Risiko für Sicherheit, Anonymität und Privatsphäre der Benutzer angesehen. Dieses Problem teilt ICQ mit fast allen anderen Instant-Messaging-Netzwerken. In Verbindung mit den in Bezug auf alternative Clients restriktiven Nutzungsbedingungen, der zentralisierten Architektur und dem nichtoffenen Protokoll bedeutet das auch eine unbedingte Abhängigkeit der ICQ-Teilnehmer von Mirabilis. ICQ bietet nur ein Scrambling der übertragenen Daten, der Inhalt der Kommunikation ist also für jeden Mittelsmann einsehbar. Manche alternativen Clients (siehe oben) bieten – meist über Plug-ins – Verschlüsselungsmethoden an. Eine Verschlüsselung ist häufig nur möglich, wenn beide Kommunikationspartner denselben Client mit demselben Plug-in verwenden. Ausnahmen bilden Off-the-Record Messaging, das mittlerweile für verschiedene Clients verfügbar ist, und SSL-Verschlüsselung zwischen climm und Licq. ICQ startete einen Test mit dem offenen Protokoll XMPP (ein verschlüsselbares Protokoll), stellte aber den Testbetrieb Anfang 2008 nach Bekanntwerden wieder ein. Neben dem offiziellen ICQ-Client gibt es auch kompatible Clients von Drittherstellern. Die meisten von ihnen sind Open-Source-Software und unterstützen neben dem ICQ-Protokoll noch andere Protokolle wie z. B. AIM, IRC, XMPP, MSN. Allerdings verbieten die Nutzungsbestimmungen von ICQ Inc. explizit die Erstellung und Nutzung alternativer Clients zur Interaktion mit dem ICQ-Dienst.

Der erste mit Verschlüsselung

XMPP (Extensible Messaging and Presence Protocol, englisch für erweiterbares Nachrichten- und Anwesenheitsprotokoll; früher Jabber, engl. [ˈdʒæbə(ɹ)] "(daher-)plappern") ist ein offener Standard eines Kommunikationsprotokolles, welches von der Internet Engineering Task Force (IETF) als RFC 6120, 6121 und 6122 veröffentlicht wurde. Jeremie Miller begann 1998 mit der Entwicklung eines Echtzeit-XML-Streaming-Protokolls, das er 1999 unter dem Namen Jabber veröffentlichte. 2004 hatte die IETF das Protokoll mit einigen Änderungen als offiziellen Standard mit der Bezeichnung Extensible Messaging and Presence Protocol verabschiedet. XMPP basiert auf dem XML-Standard und ermöglicht den Austausch von Daten. Es wird unter anderem für Instant Messaging eingesetzt. Erweiterungen von XMPP stellen die von der XMPP Standards Foundation (XSF) veröffentlichten XMPP Extension Protocols dar. Seit Ende 2005 sind mit XMPP Peer-to-Peer-Sitzungen für VoIP-Telefonie möglich (Jingle Audio). Mittlerweile existieren weitere Anwendungen, unter anderem Jingle-Profile für Video (auf Theora-Basis). Weltweit gibt es mehrere tausend XMPP-Server. Einige Privatpersonen, aber auch Vereine wie der Chaos Computer Club[12], betreiben eigene Server ohne kommerzielle Absicht. Im Jahr 2009 hat Cisco Jabber Inc. aufgekauft. Eine Integration in eigene Softwarelösungen ist geplant. Die Verbindung zwischen einem Client und dem Server, an dem dieser Client angemeldet ist, kann mittels Transport Layer Security (SSL/TLS) verschlüsselt werden (Client-zu-Server-Verschlüsselung). Client-zu-Client-Verschlüsselung ist für die Betreiber eines XMPP-Servers sicher die bevorzugte Variante, da so weniger Ressourcen auf den Servern verbraucht werden, des weiteren ist das aus Sicht des Anwenders auch die sicherste Methode. Ein Verfahren zur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist OpenPGP. OMEMO ist eine Erweiterung des XMPP-Protokolls das Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwischen Nutzern ermöglicht. Außerdem realisiert OMEMO die Anforderung Perfect Forward Secrecy und Glaubhafte Abstreitbarkeit. Alle gängigen XMPP-Server beherrschen diese Protokollerweiterung, sowie zahlreiche Jabber-Clienten wie z. B. Gajim, Dino oder Conversations. Erweiterungen wie z. B. Audio- und Video-Chat über Jingle werden standardmäßig nicht verschlüsselt.

Open-Source-Projekte

Jitsi (französische Schreibweise für das bulgarische жици schizi „Drähte“, Aussprache ['ʒitsi]) ist eine Sammlung freier Software für IP-Telefonie (VoIP), Videokonferenzen und Instant Messaging. Der Ursprung war ein Java-basierter Messenger-Client für XMPP und weitere Protokolle, jetzt Jitsi Desktop genannt. Inzwischen gibt es mit Jitsi Meet eine Software für Videokonferenzen, die im Webbrowser, als mobile App und als Electron-basierte Desktopanwendung für Windows, MacOS und Linux genutzt werden kann. Die Entwicklung von Jitsi, damals noch „SIP Communicator“ (SIP ist ein Akronym für Session Initiation Protocol), wurde 2003 an der Universität Straßburg von Emil Ivov begonnen. Ende 2006 war das Projekt so weit fortgeschritten, dass eine erste Alpha-Version veröffentlicht werden konnte. Im November 2007 erschien die zweite Alpha-Version, die schon wesentlich mehr Funktionalität bot. Die Zahl an Entwicklern, die an dem Open-Source-Projekt mitarbeiteten, stieg drastisch an. Dadurch konnte die dritte Alpha-Version bereits im Februar 2008 erscheinen. Hierbei wurde der Schwerpunkt auf Konferenz-Chats und Internationalisierung (Einbindung der bekanntesten Sprachen) gelegt. 2009 gründeten Emil Ivov und Yana Stamcheva das Unternehmen Blue Jimp, um Beratungsleistungen für Jitsi anzubieten und die Weiterentwicklung sicherzustellen. 2011 wurde das Projekt in Jitsi umbenannt, da es sich nach der hinzugefügten Unterstützung von Audio- und Video-Gesprächen nicht mehr nur um ein SIP-Softphone, sondern um einen Instant Messenger mit Audio- und Videotelefoniefunktion handelt. Den Audio-Codec SILK unterstützt Jitsi seit 2011. 2015 wechselte das Projekt von der LGPL zur Apache-Lizenz, um die Hürden bei der Integration von Jitsi in andere Software zu senken; seit 2015 kann Jitsi auch als JavaScript Library direkt im Browser ohne Softwareinstallation ausgeführt werden, einstweilen für Chrome, Opera und Mozilla Firefox (ab Version 40). Mit der Jitsi Videobridge können Konferenzräume realisiert werden, die mit geringen Server-Ressourcen auskommen und sparsam mit der Bandbreite sind. Ein solcher Service wird von den Jitsi-Entwicklern auch selbst angeboten. Außerdem wird 2015 die Firma Blue Jimp von Atlassian gekauft. 2018 übernimmt die Firma 8x8 das Entwicklerteam und die Markenrechte von Atlassian, um Jitsi in ihre eigenes Produkt zu integrieren. Mitte 2020 nutzten ca. zehn Millionen Personen die Plattform. Jitsi Meet ist eine WebRTC-basierende Konferenzsoftware. Der gesamte Jitsi-Softwarestack wird über den XMPP Server Prosody verwaltet. Jitsi Meet ist eine Serversoftware, die für die Nutzenden den Client als Webapplikation bereitstellt, während die Jitsi Videobridge die Server-Komponente bildet. Jitsi Videobridge verteilt basierend auf der SFU-Technologie die gerade aktiven Videostreams an alle Teilnehmenden. Das hat den Vorteil von vergleichsweise geringem CPU-Bedarf auf Server-Seite, kann jedoch im Vergleich zur Zusammenfassung aller Videoströme mittels des MCU-Ansatzes eine bessere Internetverbindung und/oder höhere CPU-Last auf Clientseite benötigen. Die maximale Teilnehmendenzahl einer einzelnen Konferenz hängt von der jeweiligen Installation ab. Grundsätzlich werden Videokonferenzräume über eine eindeutige URL definiert und es wird kein Benutzerkonto benötigt. Teilnehmende können optional einen frei wählbaren Namen setzen. Jeder Teilnehmende kann einen Videokonferenzraum eröffnen und andere einladen. Da so keine personenbezogenen Daten erfasst werden müssen, kann Jitsi anonym genutzt werden. Dennoch können Moderationsrechte vergeben werden: Räume können mit einem Passwort geschützt oder Teilnehmende nur auf Nachfrage zugelassen (Lobbymodus) werden. In einer laufenden Konferenz können einzelne Teilnehmende stumm geschaltet oder ganz entfernt werden. Moderationsrechte werden grundsätzlich dem ersten Teilnehmenden übergeben der die Konferenz betritt. Es ist aber administrativ möglich, dass nur authentifizierte Benutzer neue Konferenzräume erstellen können. Diese haben dann auch die alleinigen Moderationsrechte. "Jitsi Meet" und "Jitsi Desktop" stehen unter der freien "Apache License".

BigBlueButton (kurz auch BBB) ist ein Open-Source-Webkonferenzsystem. Zusätzlich zu verschiedenen Webkonferenzdiensten verfügt es über Integrationen für viele der wichtigsten Lern- und Inhaltsverwaltungssysteme. BigBlueButton stehen unter der freien LGPL-Lizenz. Heute verwendet BigBlueButton HTML5 und WebRTC für Audio, Video und Screen-Sharing, welche in den meisten Browsern integriert sind. Für mobile Endgeräte gibt es keine Apps, BigBlueButton funktioniert dort ab Android 6.0 mit Google Chrome und bei Apple-Geräten ab iOS 12.2 mit dem Safari Browser. In beiden Fällen ist die Screen-Sharing Funktion nicht nutzbar, da sie von diesen mobilen Browsern nicht unterstützt wird. BigBlueButton wird in Deutschland von den Bildungsministerien mehrerer Bundesländer auf eigenen Servern gehostet und für ihre Schulen genutzt. Mehrere Universitäten und Hochschulen nutzen die Software für ihre Lehrveranstaltungen, insbesondere durch die einfache Integration in Lernplattformen wie IServ, Moodle, ILIAS, Chamilo, Stud.IP, HPI Schulcloud oder OpenOLAT. Die ARD.ZDF medienakademie benutzt auf ihrer Lernplattform BigBlueButton. Auch in Myanmar und in weiteren Staaten wird sie für Bildungszwecke eingesetzt. Das Video- und Webkonferenz-System kann auf eigenen Servern betrieben werden, sodass die Einhaltung des Datenschutzes nachprüfbar möglich ist. Die Datenübertragung erfolgt verschlüsselt (SRTP). Konferenzen werden standardmäßig aufgezeichnet, ohne dass dies für die Teilnehmer ersichtlich ist. Der Recording-Button dient lediglich dazu, sogenannte „Marken“ zu setzen. Diese Recording-Funktion kann jedoch global durch den Administrator deaktiviert werden. Der Berliner Datenschutzbeauftragte und das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg äußerten sich zu BBB und empfahlen die Software als datenschutzkonform nutzbar. Grundsätzlich gehört BigBlueButton global zu den sichersten Webkonferenzsystemen, weil hier auf den Einsatz von proprietärer Software verzichtet werden konnte und es ausschließlich auf Open Source basiert. BigBlueButton ist somit z. B. dauerhaft sicher vor Manipulationen Dritter oder Backdoors eines kommerziellen Anbieters.

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