Quelle:
14. Juli 2014
by AlexIst schon ein Kreuz mit dem diesem Reinheitsgebot – würde ich meine ingwerscharfe, supererfrischende, natürlich fermentierte Köstlichkeit unter dem Label Hansenbräu als Ginger Beer auf dem Markt bringen – ruck zuck hätte ich Ärger am Hals. Hier kann mir das glücklicherweise egal sein! Deshalb, Trommelwirbel: Ich habe Mikroben in einem Glas angefüttert, gebändigt und am Ende auch noch dazu gebracht aus einer süßlichen Ingwer-Minz-Brühe ein köstlich-komplexes, wild blubberndes Erfrischungsgetränk zu zaubern.
Wild blubbern ist hier wirklich das Erfolgsgeheimnis. Seit ewigen Zeiten fermentieren hochentwickelte Kulturen alles was sie in die Finger bekommen. Dabei stellt die Fermentierung eine Art Vorverdauung dar. So weiß man heute z.B. auch, dass Sauerteigbrot deswegen wesentlich gesünder ist, da die Bakterien im Sauerteig schonmal einiges an Vorarbeit leisten und nur nebenbei mit ihren ausgeschiedenen Gasen für eine fluffige Krume sorgen. Besonders hochentwickelte Kulturen müssen das natürlich wieder auf die Spitze treiben und züchten spezialisierte Hefen, die in aller Eile für fast nichts weiter gut sind, als massive Blähungen zu haben. Reinzuchthefen gibt´s nicht für Brot, sondern auch für Getränke. So könnte man genauso gut eine Champagner-Hefe zur Herstellung des Ginger Beer verwenden – aber wo bleibt denn da bitte der Spaß. Den hatten schon besagte alten Völker, die oft und gerne ausgiebige Rituale vollzogen und Opfer brachten, nur um irgendwelche Fermente zum Blubbern zu bringen.
Bei meinen ersten Versuchen einen sogenannten Ginger Bug zu züchten bin ich mehrmals an einen Punkt gelangt, an dem ich ernsthaft über die Darbringung eines Opfers nachgedacht habe. Da ich es aber mittlerweile mühelos schaffe einen Ginger Bug über viele Wochen am Leben zu halten, wird es Zeit dieses neue Wissen nun mit der werten Leserschaft zu teilen:
Los geht´s mit Ingwer. Hier ist bereits beim Einkauf ein gutes Händchen von Nöten. Offenbar wird Ingwer beim Export bestrahlt um den Mikroben, die auf seiner Schale sitzen den Garaus zu machen. Das ist blöd, denn genau auf die haben wir es abgesehen. Glücklicherweise darf Bio-Ingwer nicht bestrahlt werden und hat mir auch noch keine Probleme bereitet. Zucker. Damit die Hefe was zu Futtern hat, geben wir ihr ein Zückerchen. Dabei scheint sich dunklerer Zucker besser zu eignen – Versuchsreihen dazu habe ich allerdings noch keine durchgeführt. Ich habe es gerne etwas süßer und emfehle mit der Zuckermenge zu experimentieren. Wasser. Sollte vor allem Chlorfrei sein – ich kann hier leider kein bestimmtes Wasser empfehlen und nutze selbst Leitungswasser. Allerdings wird unser Wasser in einer hauseigenen Anlage entkalkt und gefiltert. Gefäß. Ein mittelgroßes Einmachglas hat sich gut gemacht. Ich habe es mit einem Kaffeefilter abgedeckt und einem Gummi verschlossen. Wichtig ist, dass es ein bisschen atmen kann, aber vor Fruchtfliegen geschützt ist – und die stehen Schlange vor dem Glas. Versprochen! Das Glas wird nun halbvoll mit Wasser gefüllt. Dazu kommt ein gehäufter Esslöffel gehackter Ingwer – unbedingt mit der Schale. Ein Esslöffel Zucker, umrühren, abdecken und einmal am Tag schwenken. Nach ein paar Tagen sollten sich kleine Bläschen zwischen den Ingwer-Stückchen bilden. Dann wird es Zeit zu füttern. Je nach dem wie aktiv der eigene Ginger Bug schon ist gibt es jeden oder jeden zweiten Tag einen neuen Löffel gehackten Ingwer und Zucker bis irgendwann sichtbar Action im Glas ist und man dem Bug beim Blubbern zuschauen kann. Brautag. Sollte der Ginger Bug anfangen zu schimmeln: Nochmal von vorne. Eine allgemeine Aussage, wie lange die Aktion dauert kann ich nicht machen: Alles von zwei Tagen bis zu zwei Wochen habe ich schon erlebt. Pausen sind auch kein Problem – mein aktueller Ginger Bug hat während unserem Urlaub 11 Tage alleine im Kühlschrank gestanden. Am 12. Tag, nach einer normalen Fütterung, ging´s gleich wieder ab im Glas.