Der Zahnarzt Dr. Schnitzer (geb. 1930) verglich Gebissformen und glaubte, dass der Mensch kein Allesesser (Omnivore), sondern ein Früchteesser (Frugivore) ist. Er entwickelte in den 60iger Jahren zwei Kostformen.
Es sollen außerdem nur Lebensmittel, die durch den alternativen Landbau erzeugt wurden, verwendet werden. Auf Alkohol, Kaffee und Nikotin soll verzichtet werden.
Lebensgrundlagen:
Bluthochdruck, Risikofaktor No. 1 der Zivilisation. An seinen Folgen stirbt jeder Zweite. Ursachen? Geheim. Heilbarkeit? Geheim. Dauerbehandlung statt Heilung von Millionen an Bluthochdruck leidenden Menschen: Eine der großen Einnahmequellen jenes Wirtschaftsbereichs, für den Krankheiten Existenzgrundlage sind. Da rette sich, wer kann!
Schnitzer empfiehlt zur Prävention und Heilung verschiedener Krankheiten eine Rohkost-Diät, die hauptsächlich aus Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen, Wurzelgemüsesalaten und grünen Salaten besteht. Auch wird eine Erhöhung der Lebenserwartung in Aussicht gestellt.
Zur Begründung behauptet er, das menschliche Gebiss zeige, dass der Mensch ein Frugivore und Fleisch daher ungeeignet für die menschliche Ernährung sei; neben einem Mangel an Vitalstoffen durch die übliche „denaturierte Zivilisationskost“ und Fastfood seien Einlagerungen von Eiweißüberschüssen, die vor allem aus tierischen Nahrungsmitteln (einschließlich Milch und Milchprodukten) stammten, eine der Hauptursachen chronischer Zivilisationskrankheiten, wie Bluthochdruck und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ II und dessen Spätfolgen wie Blutungen im Augenhintergrund (Erblindung), Diabetesgangrän, Nierenversagen (Dialyse), ferner Rheuma und Arthrosen und Beeinträchtigungen des Immunsystems. Auch Übergewicht sei nicht nur durch Fetteinlagerungen, sondern zusätzlich durch im Unterhautbindegewebe eingelagerte Eiweißüberschüsse mit verursacht, weil die vermehrten Bindegewebsfasern wie ein Schwamm erhebliche Mengen an Wasser speichern sollen. Für die Hautkrankheit Akne behauptet Schnitzer zunächst, sie sei eine Folge von „Verstopfung und giftiger Fäulnis“ im Enddarm, um sodann eine Ausscheidung gehärteter Nahrungsfette über die „Hautporen“ (gemeint sind vermutlich Talgdrüsen- und Haarfollikel) zu unterstellen, die zusammen mit Nahrungsproteinen tierischen Ursprunges für die „Verstopfung“ und Entzündung der „Poren“ verantwortlich sei.
Die gesündeste Ernährung finde man laut Schnitzer heute noch bei wenigen, nicht von der Zivilisation „verdorbenen“ Naturvölkern. Milch und Milchprodukte bezeichnet er als ungeeignet und bringt sie mit der Entstehung von Mandelentzündungen, Immunschwäche, Milchschorf und Asthma in Verbindung. Kaffee, Alkohol und andere Genussmittel werden abgelehnt. In ihrem Anspruch, bezüglich diverser Erkrankungen therapeutisch und präventiv zu wirken, ähnelt die Schnitzer-Kost anderen Extremkostformen wie beispielsweise der „Urkost“ oder der „Sonnenkost“.
Für die Umstellung von „krankmachender“ Zivilisationskost auf die von ihm propagierte „zivilisierte Urnahrung“ empfiehlt er für eine kurze Übergangszeit eine Getreidesuppendiät, danach eine mehrwöchige Intensivkost und schließlich seine zeitlich unbegrenzte Normalkost. Die Intensivkost sieht täglich nur etwa 1500 Kalorien vor, wobei 1200 oft schon zur Sättigung ausreichen sollen. Angeblich haben Rohköstler weniger Hunger. Die Normalkost hat dagegen rund 2200 Kalorien.
Morgens soll ein Schnitzer-Müsli gegessen werden, ein Frischkornbrei mit Obst und Nüssen. Mittags und abends gibt es Salate mit Samen und Getreideschrot. Beilagen sind Teigwaren aus Vollkorn, Kartoffeln und Vollkornbrot. Die Schnitzer-Kost soll auch für Kinder geeignet sein. Empfohlen wird dabei unter anderem ein sogenannter Vollkorn-Schoppen.
Schnitzer unterscheidet zwei Kostformen:
Das „Mönchweiler Experiment“ sei laut Schnitzer zum Ergebnis gekommen, dass die Kost das Risiko von Zahnkaries bei Kindern signifikant verringere. Er veröffentlichte die Ergebnisse in seinem Buch „Gesunde Zähne von der Kindheit bis ins Alter“ im Jahre 1973.
Die Schnitzer-Kost stammt von dem deutschen Zahnarzt Dr. Johann Georg Schnitzer. Ausschlaggebend für die Entwicklung der Kost war die von Schnitzer beobachtete mangelnde Zahngesundheit der Bevölkerung. Er begann daraufhin, dem örtlichen Gemeindeblatt Informationsbroschüren beizulegen, die die Bevölkerung über die Ursachen aufklären sollten. Die Zahnärztekammer sah in den Beilagen jedoch unerlaubte Werbung für die Schnitzer-Praxis und forderte ihn auf, die Broschüren nicht weiter zu verbreiten. Der Zahnarzt ließ sich aber nicht beirren und verbreitete seine Theorie weiter, inzwischen sogar im Internet.
Schnitzer hat aus seinen Erkenntnissen zwar eine eigene Theorie aufgebaut, zitiert selbst jedoch häufig die Überlegungen von Prof. Kollath, die auch in der Vollwerternährung nach Prof. Leitzmann eine große Rolle spielen. In den zahlreichen Veröffentlichungen und auf der Homepage von Schnitzer, sind Einzelheiten über das „Grundwissen der Gesundheit“ zu lesen. Nach Meinung Schnitzers sind viele Krankheiten eine Folge der Abkehr von der „Urnahrung“. Schnitzer: „Aber seine [des Menschen] Umwelt hat sich in jüngster Zeit viel zu schnell verändert, als dass seine Gene die Chance der Anpassung gehabt hätten. Vor allem fehlen ihm ein Teil jener natürlichen, lebendigen Basis-Lebensmittel, auf deren Verfügbarkeit sein Stoffwechsel und das Funktionieren seines Organismus angewiesen sind. Statt dessen ernährt er sich von denaturierten, extrahierten, oxidierten, toten und zudem teils artfremden Nahrungsmitteln, die ihn krank machen.“ Als krankheitsfördernd werden z.B. Auszugsmehle betrachtet. Durch den geringeren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen verarmt der Mensch an diesen und der Stoffwechsel entgleist. Dadurch kommt es nach Schnitzer zur Vergärung statt zur Verbrennung. Die dadurch im Körper produzierte Milchsäure ist nach Schnitzer auch eine Ursache für Osteoporose (Schwund des Knochengewebes mit daraus folgender Zunahme der Knochenbrüchigkeit).
Auf die Verdauung tierischer Nahrung ist der Mensch nach Schnitzer genetisch nicht vorprogrammiert. Der Mensch sei zwar anpassungsfähig, auch mit einem Anteil tierischer Nahrung überleben zu können, allerdings nur zum Preis einer stark verkürzten Lebenserwartung. Er toleriert tierische Lebensmittel nur unter bestimmten Voraussetzungen: So soll die Kost unterkalorisch und roh sein, sowie große Anteile pflanzlicher Kost enthalten. Sobald die Nahrung hitzebehandelt ist, sollen nachteilige Wirkungen eintreten.
Auch vor einer zu eiweißreichen Ernährung warnt Schnitzer: Dadurch komme es zu einer Anlagerung des Eiweißes im Unterhautbindegewebe. Weiter heißt es: „Wie ein Schwamm bindet es Wasser, umso mehr, wenn die Nahrung auch noch salzreich ist. Dieser Vorgang ist eine Hauptursache des Übergewichts.“
Schnitzer empfiehlt daher die Rückkehr zur „zivilisierten Urnahrung“. Durch diese Ernährungsweise werden nach Schnitzer nahezu alle Krankheiten verhindert, gebessert oder geheilt.
Schnitzer unterscheidet zwei Kostformen. Die Normalkost und die Intensivkost. Letztere besteht nur aus Rohkost. Alle tierischen Lebensmittel und alle erhitzten Lebensmittel sollen vermieden werden, so z.B. auch Brot und Kartoffeln. Bei der Normalkost sind hingegen Brot, Kartoffeln, Vollkornreis, Milch, Milchprodukte und Eier erlaubt. Die Hauptbestandteile der Normalkost sind Samen und Getreide, die unmittelbar vor dem Verzehr frisch gemahlen werden sollen. Den zweite Pfeiler der Ernährung bilden Wurzelknollen. Durch den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen sollen sie die Samen und Getreide ergänzen. Obst spielt nur eine relativ untergeordnete Rolle in der Kost. Schnitzer sieht den eigentlichen Zweck des Obstes in seiner Verführung, wegen seines Wohlgeschmacks gegessen zu werden. Dadurch bestände aber die Gefahr, dass andere wichtige Pfeiler der Ernährung zu sehr verdrängt werden würden.
Kaffee Die verzehrten Lebensmittel sollen aus kontrolliert-biologischem Anbau stammen. Gemieden werden sollen sogenannte „Teilwertprodukte“. Schnitzer versteht darunter verarbeitete Lebensmittel wie Zucker, Milchprodukte, Gemüsesäfte, Kaffee, Alkohol. etc. Verzehrt werden sollen nur die naturbelassenen Lebensmittel.
Der Tagesablauf einer gesunden Ernährung in der INTENSIVFORM sieht nach Schnitzer z.B. wie folgt aus: Frühstück. Hauptbestandteil des Frühstücks ist ein Frischkornmüsli, aus ca. 60 g geschrotetem Getreide, das in 110 g Wasser eingeweicht wird. 1 Teelöffel Zitronensaft und ein halber Apfel werden noch hineingerieben und untergemischt. Dieser Grundmischung können noch weitere Früchte beigemischt werden. Man kann außerdem noch Mandeln und Haselnüsse dazugeben. Danach sollte Vollkornbrot mit pflanzlichem Brotaufstrich gegessen werden. Als Getränke kommen Quellwasser, Tafelwasser und Tee in Frage. Mittags werden hauptsächlich Salate gegessen. 1-2 Blattsalate und 1-2 Wurzelgemüsesalate werden entweder einzeln oder gemischt serviert (Gesamtmenge ca. 150 bis 200 g pro Person). Die Salatsoße soll aus naturbelassenem Öl, Wein- oder Obstessig, Vollmeersalz, Kräutern und Gewürzen zubereitet werden. Als zusätzliche Beilagen kommen Vollkorngerichte, Vollkornteigwaren, Vollreis oder gedämpfte Kartoffeln in Frage. Abends werden wieder Salate gegessen. Erlaubt sind auch Vollkornbrote, die mit pflanzlichen Brotaufstrichen oder Gemüse, Radieschen, Tomaten, Gurken, etc. zu belegen sind.
Wer die Schriften von Schnitzer liest, hat bisweilen das Gefühl, einen Krimi vor sich zu haben. Da beklagt er sich z.B. intensiv über all die, die die Verbreitung seiner Lehre verhindern und lobt das Internet als einzige Möglichkeit der unzensierten Weitergabe von Informationen. Wenn man sich allerdings die Liste der von Schnitzer veröffentlichten und auf seiner Homepage angebotenen Bücher anschaut, dann beschleicht einen eher das Gefühl, dass Schnitzer sich sehr gut der verschiedenen Medien bedienen kann.
Was ist aber nun dran an der Schnitzer Kost? Sieht man einmal von den falschen Aussagen (Milchsäure ist die Ursache für Osteoporose. Die Ursache für Übergewicht ist Eiweiß, das Wasser aufsaugt. Zivilisierte Urnahrung kann Lepra stoppen…) ab, bleibt eine Kost übrig, die einen sehr großen Anteil Rohkost enthält. Das ist im Prinzip nicht verkehrt, birgt aber das Risiko einer Mangelernährung. Besonders die Intensivkost ist als Dauerkost nicht zu empfehlen. Die Normalkost, in der auch Milch und Milchprodukte erlaubt sind, schneidet da schon besser ab. Der Ansatz, den Fleischkonsum zu beschränken, ist zu begrüßen. Durch den hohen Anteil an Vollkornprodukten werden außerdem viele Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe aufgenommen. Problematisch könnte aber bei zu einseitiger Lebensmittelauswahl die Versorgung mit den Nährstoffen Vitamin B12, Jod, Eisen sein. Die Schnitzer-Normalkost ist bei geeigneter Lebensmittelauswahl als Dauerkost jedoch durchführbar.
Die DGE urteilt über die Schnitzer-Kost: „Die 'INTENSIVKOST' ist als Dauerkost nicht geeignet. … Die sehr einseitige Lebensmittelauswahl führt zu einer unzureichenden Zufuhr an bestimmten Nährstoffen, wie z.B. Eiweiß, Calcium, Eisen, Jod und Vitamin B12. Von einer Durchführung der INTENSIVKOST wird dringend abgeraten, da sie zu Mangelerscheinungen führen kann.“ Die Normalkost wird als geeignet betrachtet: „Die Kost ist überwiegend ovo-lacto-vegetabil, d.h. der Fleischkonsum ist stark eingeschränkt. Ein geringerer Fleischverzehr ist zu begrüßen…“ Weiter begrüßt die DGE auch die vermehrte Aufnahme der Vollkornprodukte.
Der AID meint zu der veganen Ernährungsform der Schnitzer Kost: „Durch den Verzicht auf Fleisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier kann die vegane Ernährungsform zu Mangelerscheinungen führen. Nur bei umfangreichem Ernährungswissen und geschickter Kostzusammenstellung ist der Nährstoffbedarf gesichert. … Durch den Verzicht auf sämtliche vom Tier stammenden Lebensmittel kann ein Mangel an Eiweiß, Vitamin B12, Jod, Calcium und Eisen auftreten. Deshalb ist die vegane Kost besonders für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder nicht empfehlenswert.“
G. Schnitzer, M. Schnitzer 14 Tage Fahrplan für beide Kostformen (Schnitzer Intensivkost Schnitzer Normalkost) 13. Aufl. 1988 186 S., 100 farb. Taf. ISBN 3-922894-28-3
Die Schnitzer-Seite im Internet: http://www.dr-schnitzer.de